Interview
Die Hospizgruppe Donau-Ries feiert 20-jähriges Bestehen. Der Vorsitzende Hans Breithaupt und die Koordinatorin Margit Wiedenmann sprechen über ihre Arbeit
Was ist eine Hospizgruppe und was tut sie eigentlich?
Die Hospizgruppe Donau-Ries feiert in diesem Jahr ihr 20jähriges Bestehen. Seit dieser Zeit hat eine überaus engagierte Gruppe ehrenamtlicher Helfer viele Menschen begleitet, oft genug auf ihrem letzten Weg. Nicht nur deshalb begeht der Verein das Jubiläum nicht als Feierstunde, sondern mit drei interessanten Veranstaltungen. Den Anfang macht ein Abend mit Ralf Lehmann und Willy Sommerfeld. Was ist und was tut eine Hospizgruppe? Wir haben beim Vorstands-Vorsitzenden Hans Breithaupt und der Koordinatorin Margit Wiedenmann nachgefragt.
Viele Menschen kennen die Aufgaben des Vereins vielleicht nicht. Können Sie das mit wenigen Sätzen erklären?
Hans Breithaupt: Unsere ambulante Hospizarbeit bedeutet die umfassende Begleitung von Menschen, die an einer schweren unheilbaren Krankheit oder chronisch fortschreitenden Krankheit leiden. Wir sorgen uns frühzeitig um Betroffene und ihre Angehörigen, die sich im Erleben von Abschied und Sterben befinden. Unser Ziel ist die letzte Lebensphase zu erleichtern und würdig zu gestalten.
Warum brauchen wir die Hospizbewegung?
HB: Die Hospizbewegung ist die Antwort auf eine Gesellschaft, die das Sterben und die Sterbenden immer weiter an den Rand zu drängen droht. Es ist ihr Ziel, das Sterben wieder als wichtigen Teil des Lebens ins Bewusstsein zu rufen. Das betrifft alle Menschen, vor allem, weil familiäre Versorgungsstrukturen immer mehr verloren gehen.
Margit Wiedenmann: Das Sterben wird in Einrichtungen „verbannt“, der Tod ist ins hohe Alter verschoben. Durch den medizinischen Fortschritt wird das Sterben wird zu einer eigenen Lebensphase, die langen Pflegezeiten überfordern die Familien.
Gibt es ein besonderes Merkmal der Hospizarbeit?
MW: Sie bereichert und vervollständigt die bestehende Versorgung durch Familie, Freunde, professionelle Einrichtungen und Fachdisziplinen. Und ist vor allem eine neutrale Beratung ohne wirtschaftliche Interessen.
Kann jemand von außen helfen, wenn die Krankheit medizinisch nicht geheilt werden kann?
HB: Ja, zwar nicht im Sinne von Heilen, sondern im Gestalten der verbleibenden Lebenszeit gemeinsam mit den Angehörigen. Den Tagen Leben geben heißt, die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen zu respektieren und zu berücksichtigen.
MW: Die Hospizbegleiter kommen freiwillig und neutral, einfach so. Sie nehmen den Menschen an wie er ist. Sie wollen nichts, lassen ihn so sein, wie er im Moment ist: traurig, wütend, aber vor allem froh, dass jemand da ist, zuhört und seine schwere Situation mit aushält.
Wem hilft diese Arbeit?
MW: Die Ehrenamtlichen helfen den Betroffenen und den Angehörigen, den Alltag zu bewältigen. Sie erklären, was gerade passiert, dass manche Veränderungen im Sterbeprozess normal sind und dazugehören. Sie nimmt Ängste ernst, hört zu, bleibt da, hat Zeit.
Wo ist die Hospizgruppe tätig?
MW: Wir sind im gesamten Landkreis Donau-Ries tätig, überwiegend in Pflegeheimen, Krankenhäusern, der Palliativstation und zu Hause. Wir arbeiten mit Ärzten, den ambulanten Pflegediensten, Seelsorgern und Beratungsstellen zusammen, sind überörtlich vernetzt.
Wie sind die Hospizbegleiter auf ihre Aufgaben vorbereitet und könnte man selbst Hospizbegleiter/in werden?
MW: Hospizbegleiter kann jeder werden, der Menschen mag und sich für die Hospiz-Themen interessiert. In einem Vorbereitungskurs von ca. 90 Theorie- und 20 Praktikumsstunden beschäftigen sich die Hospizbegleiter viel mit ihrem eigenen Leben. Die persönliche Auseinandersetzung mit dem Sterben, Kommunikation mit Schwerkranken und Angehörigen, Bedürfnisse der Sterbenden, Umgang mit Abschied und Trauer sind Inhalte der Ausbildung.
Muss man Mitglied in der Hospizgruppe sein um betreut werden zu können?
HB: Nein. Alle Begleitdienste für die Hospiz- und Trauerbegleitung sind ehrenamtlich und kostenfrei. Die Personalkosten der hauptamtlichen Koordinatoren/innen werden von den Sozialkassen gefördert. Darüber hinaus noch ein Teil der entstehenden Sachkosten. Nicht geförderte Aufwendungen werden über Spenden finanziert.
Wie kann man sich über ihren Verein informieren, wenn man mehr wissen will?
HB: Über unsere Webseite www.hospizgruppe-donau-ries.de. Dort findet man auch alle Informationen über unsere geplanten Veranstaltungen.